Kulturfrauen – Die „Trümmerfrauen“ des Waldes
In den 1930er Jahren bis etwa 1950 wurde in unseren Wäldern mehr Holz geerntet als nachwachsen konnte. Das Prinzip der Nachhaltigkeit wurde außer Kraft gesetzt. Vor und während des Krieges wurde das Holz für die Versorgung der Kriegsindustrie benötigt. Nach Ende des Krieges wurde sogar ein Teil der Reparationszahlungen in Rohstoffen wie z.B. Holz geleistet. Hinzu kamen die Rationierungen der Versorgung der Bevölkerung mit Kohle. Diese reichte meist nicht um den Bedarf an Brennstoffen zum Kochen und Heizen zu decken. So wurde auf Brennholz aus dem Wald zurückgegriffen. Auf den kahlen Flächen, die zurück blieben, mussten neue Bäume gepflanzt werden, um den Wald zu erhalten und die Versorgung mit Holz auch in Zukunft zu gewährleisten.
Die Aufforstungsarbeiten waren vor der Holzknappheit Saisonarbeit. Während die Holzfällung in den Wintermonaten meist den Männern überlassen wurde, fielen die Aufforstungsarbeiten zu großen Teilen den Frauen sprichwörtlich in die Hände. Dies kam auch daher, dass die Männer im Sommer anderen Arbeiten nachgingen. Durch den Krieg und den damit einhergehenden Arbeitskräftemangel änderte sich dies. Für die enormen Aufforstungsarbeiten wurden Frauen eingesetzt und es etablierte sich der Begriff der „Kulturfrauen“ oder auch „Pflanzfrauen“. Ausgestattet mit einer Hacke und ihren bloßen Händen gingen sie bei Wind und Wetter in langen Reihen auf den Kahlflächen entlang und pflanzten Bäume.
Datum: 08.03.2022
Sonja Braun
Dieser Einsatz der Kulturfrauen bekam eine ganz besondere Würdigung: bei der 1949 in West-Deutschland eingeführten Deutschen Mark ziert die Rückseite der 50-Pfennig-Münze eine Kulturfrau bei der Pflanzung einer Eiche.